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Asche – Aschgeboren

15. September 14:00 - 3. November 18:00

Asche – Aschgeboren

Vernissage am 15. September 2024 ab 16:00 Uhr mit Elke Maaß – Lieder

Art Factory FLOX – Friesestraße 31 – 02681 Kirschau

Die Galerie ART FACTORY FLOX und die Künstler:
Monika K. Adler ~ Kathrin Christoph ~ Tom Glöß ~ Frank Herrmann ~ Matthias Jackisch ~ Yulia Kapustynska ~ Katrin König ~ Werner Klompen ~ Joe Lehmann ~ Katharina Lewonig ~ Irena Paskali ~ Detlef Schweiger ~ Jörg Seifert ~ Günter Starke ~ Holger Wendland

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15. September bis 3. November 2024
Ausstellung geöffnet: immer Sonntags von 14-18 Uhr

Einladung als pdf

 

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ASCHE – ASCHGEBOREN

Asche ist ein fester Rückstand aus der Verbrennung organischen Materials. Sie entsteht aus dem anorganischen Teil der verbrannten Substanz und besteht somit aus Mineralstoffen. Asche enthält symbolisch die reinigende Kraft des Feuers. Bereits in der Antike wurde Asche als Waschmittel und für die Seifenherstellung verwendet, ebenso fand sie Verwendung bei der Herstellung von Keramik. Doch soll uns hier in unserem Projekt mehr der kulturgeschichtliche, symbolische, mythologische und religiöse Gehalt als die chemische Grundlage interessieren. Asche ist faszinierend, weil sie als übriggebliebener Zustand, Symbol und künstlerisch eingesetzt, Spur und Zeichen des Vergänglichen sein kann.

Die Sekte der Orphiker in der Antike hinterließ uns eine gewaltige Geschichte (so würde man heute sagen), eine gewaltige Götterdämmerung, Kannibalismus und den totalen Inzest bis hin zu unserer Menschwerdung: Auf Kronos folgt Zeus, dessen Regierung die fünfte Phase bildet. Zeus verschlingt Phanes, womit er sich dessen gesamte Kraft und Macht aneignet. Mit seiner Mutter zeugt er die Tochter Persephone, mit Persephone den Sohn Dionysos. Später überlässt Zeus die Herrschaft dem noch kindlichen Dionysos, womit die sechste Phase beginnt. Gegen Dionysos stachelt Hera, die eifersüchtige Gattin des Zeus, die Titanen auf. Die Titanen locken Dionysos in eine Falle, töten und zerstückeln ihn. Dann kochen sie seinen Leichnam und beginnen ihn zu verzehren, wodurch sie etwas von seinem Wesen in sich aufnehmen. Zeus überrascht die Mörder jedoch und verbrennt sie mit seinem Blitz zu Asche. Aus der Asche, in der Titanisches mit Dionysischem gemischt ist, steigt Rauch auf und es bildet sich Ruß; daraus erschafft Zeus das Menschengeschlecht.

Der „Physiologus“ mit seiner „Frühchristlichen Tiersymbolik“ widmet dem Vogel Phönix und seiner Bedeutung, also der Auferstehung aus der Asche, ein eigenes Kapitel. Als Sprichwort ist uns dies bis heute erhalten. Und im Grimmschen Wörterbuch finden wir folgenden Hinweis: „Alle unsere Sprichwörter bezeugen, wie nahe der Glut die Asche liegt: es glimmt noch unter der Asche; von der Asche in die Glut; du bläst so lange die Asche, bis dir die Funken unter das Auge stieben.“

Den Brauch der allgemeinen Aschebestreuung gibt es seit dem 11. Jahrhundert nach Christus: Priester oder Diakone zeichnen jedem Christen, ob Sünder oder nicht, am Aschermittwoch ein Kreuz aus geweihter Asche auf die Stirn. Die seelische Reinigung und Buße ist sprichwörtlich geworden: Noch heute – und auch im weltlichen Verständnis – gesteht man mit der Redewendung „Asche auf mein Haupt“ seine eigene Schuld ein, man klagt sich sozusagen selbst an. „Asche auf mein Haupt“ ist ein biblischer Spruch. Die Kinder des Königs David, Amnon und seine Schwester Tamar, geben der Redewendung in einer sehr scheußlichen Situation Ausdruck. Als Amnon nämlich seine eigene Schwester vergewaltigte, warf Tamar Asche auf ihr eigenes Haupt und zerriss ihr Kleid.

„Die Asche macht alle gleich.“ — Seneca d.J. ist wohl eine letzte römische Erkenntnis der unausweichlichen Konsequenz des Todes, nach der Verbrennung. All dies, aber auch kulturhistorische Ereignisse, wie die Ascheentsorgung aus Kohleöfen, die zumindest die älteren Menschen in Sachsen noch kennen, in diesen runden metallenen Aschetonnen, sollen in unserem Projekt eine künstlerische Umsetzung finden.

Natürlich hat die Asche Ausstrahlungen in die Literatur. Gewaltig bei Gottfried Benn im Epilog:

Die Fluten, die Flammen, die Fragen –
und dann auf Asche sehn:
Leben ist Brückenschlagen
über Ströme, die vergehn.

Johann Wolfgang von Goethe schuf im „Faust II“ das Wort „schwangeboren“ (bekanntlich zeugte der als Schwan verkleidete Zeus mit Leda die Helena, deren Raub die Asche Trojas gebar). Dieser Wortschöpfung entsprechend, möchten wir unserem Projekt ASCHE das Attribut ASCHGEBOREN für die künstlerischen Resultate beigeben.

 

Details

Beginn:
15. September 14:00
Ende:
3. November 18:00
Veranstaltungskategorien:
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Veranstaltungsort

Kunstinitiative „Im Friese“ e.V.
Friesestraße 31
Schirgiswalde-Kirschau, Sachsen 02681 Deutschland
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